Pressestimmen

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Mit freundlicher Genehmigung von Bernd Haasis, Stuttgarter Nachrichten:

"Miller spielt mit dem, was Volkes Mund entweicht, und treibt durch eine Art eingeschränkten Bewusstseinsstrom, von Thema zu Thema springend und einmal Gestreiftes immer wieder aufgreifend. Dabei setzt er die Absurditäten so präzise, wie es sonst nur Helge Schneider kann."

 

Mit freundlicher Genehmigung von Marianne Kolarik zum Auftritt im Köln Comedy Festival, Comedia Theater, VÖ auf LIveundlustig.de

"Millers Figur fasziniert nicht zuletzt durch die bis in die feinsten Verästelungen stimmige Präsenz, den mimischen Ausdruck, gepaart einer mit vielsagender Körpersprache und Denkpausen, die in verdrehte Wortkaskaden münden – wobei das Gelächter über den Mann auf der Bühne nicht zuletzt deswegen immer wieder aufbrandet, weil sich hier jemand bloß stellt, ohne es selbst zu bemerken."

 

mir freundlicher Genehmigung vom Main-Echo:
Einwandfrei, der Dings

Kabarett: Rolf Miller gibt im Aschaffenburger Hofgarten die Premiere seines Programms "Alles andere ist primär"

Von unserem Redakteur STEFAN REIS

ASCHAFFENBURG. Der Hesse: babbelt drauf los und denkt hinterher. Der Franke: brütet - und übt sich in Maulfaulheit. Der Badener: ist leutselig und schwätzt ungefiltert, was ihm in den Sinn kommt.

Der Hesse, der Franke, der Badener: Ihre Charaktere vermengen sich in der - durchschnittlich - 1400 Gramm schweren Hirnmasse jener, die im Dreiländereck Baden-Württemberg, Bayern, Hessen aufwachsen, leben und alt werden. Aus Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis - beispielsweise - also muss so einer kommen: einer wie Rolf Miller, der dort sein Abitur auf der Frankenlandschule machte und als Fußballer der örtlichen Fortuna Respekt für seine kompromisslosen Grätschen genoss.

Monolog der Männergespräche

Seinen Sprachmischmasch aus Badener Dürmerisch mit fränkischer Kropfigkeit und hessischem Denkstillstand also bringt dieser Rolf Miller seit über 20 Jahren als Kabarett auf die Bühne, »Alles andere ist primär« nennt der 47-Jährige sein neues Programm - und dessen Premiere am Mittwochabend im Aschaffenburger Hofgarten ist scheinbar von hohem Wiedererkennungswert geprägt: Natürlich erzählt der selbstzufrieden auf dem Stühlchen sitzende Kerl in seinen zum Monolog eingedampften Männergesprächen vor allem vom Saufen, von Autos, von Frauen und von der Verachtung auf alles und alle, die nicht der eigenen Lebensplanung - heute ist heute und morgen ist morgen und an Übermorgen zu denken ist doch schon sehr anstrengend - entsprechen.

Fleisch gewordener Verstand

Dennoch: War beim genauen Hinhören während »Tatsachen« gegenüber dem Vorgängerprogramm »Kein Grund zur Veranlassung« bereits eine Entwicklung feststellbar, so steigert Rolf Miller diesen künstlerischen Fortschritt im neuen »Alles andere ist primär« noch einmal: Längst ist der Namenlose - der mit auf die Knie gestützten Ellbogen oben auf der Bühne gammelt - nicht mehr der karikierte Dummbeutel, der zur allgemeinen Ergötzung dumpf vor sich hinbrabbelt und dabei immer wieder bei der nächsten Party gut verwertbare Kalauer von sich gibt. Rolf Miller formt seine Bühnenkunstfigur immer stärker zum Fleisch gewordenen gesunden Menschenverstand, der doch tatsächlich nichts anderes als gedankliche Sprachlosigkeit ist.

Glücklich im Leid

Und wenn dieser »Dings« - wie Miller all das bezeichnet, was ihm so vertraut wie der Andersartigkeit verdächtig ist - sich breitärschig in die Lehne fläzt, dann offenbart er nicht weniger als das Gewissen einer Gesellschaft, die sich wohlig in ihrem Elend suhlt. Es gibt Menschen, die nur in ihrem Leid glücklich sind, hat der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856 bis 1939), gesagt: Rolf Millers Bühnenfigur ist sich der Enge ihres Horizonts sehr bewusst - und ganz offensichtlich sehr glücklich.

Letztlich begibt sich so der Künstler auf dünnes Eis: Im deutschen Kabarett gibt es nur wenige - Miller und Gerd Dudenhöffer mit seine besserwisserisch in seiner kleinen Welt dümpelnden Heinz Becker - die das Genre nicht als Spott auf zu allem und jedem kritisierbare Politiker auslegen, sondern gesellschaftliche Unvernunft als unser aller Versagen kritisieren.

Wirklichkeit als tragische Figur

Diese Kritik äußern Dudenhöffer und Miller nicht plakativ im Stile eines Urban Priol oder Georg Schramm: Sie lassen sie an sich selbst herantragen, indem sie eben jene verkörpern, die nach Publikums Dafürhalten für das Ungemach auf dieser Welt verantwortlich sind. Und damit setzen sich beide sehr bewusst dem möglichen Vorwurf aus, dass ihr Humor möglicherweise doch die Ausgeburt eines kleinen Geistes ist.

Ist es natürlich nicht. Sondern - um Rolf Millers höchstes Lob, den er für die Wirrnisse im Weltenlauf findet, zu gebrauchen - »einwandfrei« wie dieses zweistündiges »Alles andere ist primär« insgesamt, das auf erschütternde Weise ohne Übertreibungen und -zeichnungen auskommt und damit nicht Rolf Millers badisch-fränkisch-hessischen Hallodri, sondern die Wirklichkeit zur tragischen Bühnenfigur macht.